Die Aufnahme der Wagnertuba in ein Orchester wurde von Heinrich Rietsch, Alfred Orel und Fritz Oeser unterstützt, allerdings trauten sich nur die wenigsten Komponisten zu, selbst für diese Instrumente zu schreiben. Humperdinck warnte vor einem zufälligen Einsatz und Mahler dachte daran, sie zu verwenden, entschied sich aber letztendlich doch dagegen. Nur eine Handvoll Post-Wagneristen haben wirklich für sie komponiert::
Adalbert von Goldschmidt (1848-1906) (Foto links) in “Heliantus“ (1884), Jean Louis Nicode (1853-1919) „Das Meer“ op. 31 (1891), Friedrich Klose (1862-1942) – unterrichtet von Bruckner – in „Der Sonne-Geist“ (1917) und Felix Draeseke (1835-1913) in der „Jubel-Ouvertüre“ op. 65 (1898), in der Draeseke zwei B-Tenortuben und zwei Bässe in F verwendet, die separat und in einer lustigen, galloppierenden Weise eingesetzt werden (weit entfernt von den hierarchischen Tönen Wagners und Bruckners, eine Divergenz, wegen der er von Richard Strauss zurechtgewiesen wurde). (Unten: Goldschmidts Heliantus)
Richard Strauss verwendete die Instrumente ebenfalls in “Guntram” op. 25 (1893), “Don Quixote” op. 35 (1898), “Ein Heldenleben” op. 40 (1899) und “Elektra” (1909). Strauss’ intensivste Beschäftigung mit der Wagnertuba fand in den Jahren 1913-17 in “Josephs Legende” op. 63 (1914), „Eine Alpensinfonie“ op. 64 (1915) und „Die Frau Ohne Schatten“ op. 65 (Premiere 1919) statt.
In „Don Quijote“ war er der Erste, der einen Dämpfer für die Wagnertuba einsetzte. Diese und die Arbeit an “Ein Heldenleben” wurden für eine einzige Tenortuba in B orchestriert. “Elektra” enthält den möglicherweise schwierigsten existierenden Tubateil, ungeachtet der Kritik an Draesekes “tanzenden Tuben”. Sie nehmen einen sehr wichtigen Platz in der Klangwelt der Oper ein. Nach 1919 komponierte er nie wieder für die Wagnertuba. Tatsächlich vertrat Strauss später die Ansicht, dass sein Solo für die Wagnertuba grundsätzlich besser von Euphoniums, Bariton- und Tenorhörnern gespielt würden – “besser als die raue und unflexible Tuba mit ihrem dämonischem Lärm”, war sein Kommentar dazu.
Teile für die Wagnertuba außerhalb des deutschen Sprachraums wurden üblicherweise von vorhandenen Militärinstrumenten gespielt. Auswechslungen (unterschiedlicher Art von Cornophonen, Saxhörnern, Tuben, Tenorhörnern oder Euphoniums oder Tubainstrumente der Sax-Reihe) waren in Großbritannien ebenfalls üblich, das erste britische Wagnertuben-Quartett (von Alexander in Mainz) debütierte in den Ringzyklen in Covent Garden im Frühjahr 1935. In den Vereinigten Staaten gab es, aufgrund der vielen eingewanderten deutschen Hornisten, schon sehr früh Wagnertuben.
Da die großen Opernhäuser in Deutschland und Österreich alle bereits einen Satz Wagnertuben seit Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts besaßen, war der Markt für die Instrumente begrenzt. Hersteller wie Enders (Mainz), Schopf (München), Schopper (Leipzig), Reissmann (Chemnitz) und die Produktivgenossenschaft der Instrumentenmacher (Wien) konkurrierten miteinander. Alexander (Mainz), Eschenbach (Dresden), Knopf (Markneukirchen), Ed. Kruspe (Erfurt), C.W. Moritz (Berlin), Piering (Adorf), C.F. Schmidt (Berlin-Weimar) und Uhlmann (Wien). Sie wurden von Militärkapellen in Preussen und dem imperialen Deutschland gerettet, die mit den Instrumenten mehr und mehr die Hörner in der Marschmusik ersetzten und somit laut genug waren, um an der freien Luft gehört zu werden.
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